Am 09. und 10.07.2017 war es schon zum vierten Mal in Folge an der Zeit, dass sich wieder eine besondere Gruppe von 20 Schülerinnen und Schülern aus Schwaben auf den Weg an die Österreichische Grenze machte. Die Teilnehmer des diesjährigen Kurses „Chemie und Molekularbiologie für Profis“ vom Begabungsstützpunkt des Bernhard-Strigel-Gymnasiums Memmingen darf man getrost als „besonders“ bezeichnen, investieren diese hoch motivierten Schüler doch regelmäßig Feier- oder Ferientage, um sich freiwillig in Memmingen zum Experimentieren und zum fachlichen Austausch zu treffen. Im Rahmen des Kurses werden zeitintensive, komplexere Experimente und ihre theoretischen Hintergründe behandelt, die weit über den normalen Unterricht hinausgehen.
So wurden in diesem Jahr beispielsweise Silikondispersionen zur Oberflächenbeschichtung getestet oder filigrane Abgüsse mittel Silikonharzen hergestellt, die Oberfläche von Kupferblech mittel Redox- und Säure-Base-Reaktionen mit superhydrophoben Eigenschaften versehen und DNA aus hochprozessierten Fleischprodukten isoliert, um danach mittels PCR die verarbeiteten Tierarten zu identifizieren.
Der Chemiestandort der Wacker AG in Burghausen ist da für diese jungen Menschen natürlich ein attraktives Ziel, um einen spannenden Tag auf dem Werksgelände zu verbringen. Im Vorfeld der Werkbesichtigung erkundete die Gruppe am Sonntag das Städtchen Mühldorf am Inn, wo in einer sehr kurzweiligen Stadtführung einiges über die Bauweise und Geschichte dargeboten wurde. Nach einem entspannten Nachmittag in der Jugendherberge Mühldorf ging es dann nach dem Abendessen zu Bayerns größter Minigolfanlage, wo trotz Gewitterschauer noch sportliche Höchstleistungen geliefert wurden.
Am Montagmorgen war dann Abfahrt nach Burghausen zum Wacker-Betriebsgelände. Dort durften die jungen Chemiefreunde nach einem Einführungsvortrag über die Wacker AG den Dispersionsbetrieb besichtigen und hautnah die riesigen Anlagen zur Herstellung von VAE-Dispersionen im Tonnenmaßstab besichtigen. Es handelt sich dabei um den weltgrößten VAE-Betrieb, der Bindemittel-Dispersionen für Klebstoffe, Farben und Baustoffe herstellt. Kaum einer der Teilnehmer hätte sich gedacht, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit in seinem Zimmer zu Hause auch Wacker-Chemie in der Wandfarbe die Haftung der Pigmente gewährleistet.
Danach folgte eine Führung durch die Vinylacetatanlage, die die Monomere für die VAE-Anlage liefert. Sowohl theoretisch als auch mit den eigenen Augen wurden die Prozesse und damit verbundenen Probleme und Problemlösungen der VAM-Synthese ergründet. Danach ging es zum Mittagessen, bevor die Führung durch das Berufsbildungswerk mit nachgebauten Großanlagen des Werkes einen Einblick in die Ausbildungsmöglichkeiten lieferte. Die große Werkrundfahrt zum Abschluss des Tages vermittelte noch einmal faszinierende Eindrücke von den Dimensionen der Anlagen, die sich über mehr als 200 ha erstrecken. Den ganzen Tag wurden alle aufkommenden Fragen von fachkundigen Betriebsangehörigen bereitwillig und kompetent beantwortet und so erhielten die Studenten und Arbeitnehmer von morgen viele Informationen über die Abläufe und Möglichkeiten in der chemischen Industrie – auch die Temperaturen um die 30°C in den Anlagen bremsten die Begeisterung der Jugendlichen nicht aus, obwohl draußen gleichfalls Sommerhitze herrschte.
Wir bedanken uns ganz herzlich beim VCI Bayern, der unsere Exkursion schon zum vierten Mal finanziell unterstützt hat und sich so immer wieder aktiv für die Nachwuchsförderung in den chemischen Berufen einsetzt – eine gute Investition in die Zukunft, denn bereits jetzt ist bei wenigstens der Hälfte der Kursteilnehmer klar, dass es ein Chemiestudium werden wird!