„Wer in einer Diktatur gelebt hat, weiß um den Wert der Demokratie!“

Der Zeitzeuge Horst Böttge spricht am BSG über die Verhaftung und Verfolgung seines Bruders in der DDR.

Vor den fast 100 Schülerinnen und Schülern der 10. Jahrgangsstufe hielt Herr Böttge einen fast zweistündigen Vortrag über das Leben und Leiden seines Bruders Richard in der DDR. Dieser hatte im Alter von 15 Jahren einen dummen Lausbubenscherz begangen, indem er 1950 auf dem einem Leninbild den Bart des sowjetischen Diktators „verzierte“. Dafür wurde er von der Stasi verhaftet und von einem sowjetischen Militärgericht zu 10 Jahren Arbeitslager verurteilt. Familie und Freunde wussten oft über Monate nicht, wo der Jugendliche unter menschenunwürdigen Umständen eingesperrt war oder wie es ihm ging.

Erst nach 16 Gnadengesuchen seiner Familie wurde Richard Böttge von den DDR-Behörden 1953 freigelassen. Er blieb in der DDR, um nicht wieder von seinen Eltern getrennt zu sein und um sich dort ein Leben aufzubauen. Obwohl er beruflich sehr erfolgreich war und sich um die Energieversorgung der DDR verdient machte, ließ die Stasi nie davon ab, ihn zu bespitzeln und an seiner Loyalität für den kommunistischen Staat zu zweifeln. Die vierhundert Seiten seiner Stasiakte, in der er nach dem Ende der DDR Einsicht bekam, belegen dies eindrücklich.

Ergriffen und gebannt verfolgten die Jugendlichen den teils beklemmenden Vortrag und stellten nach seinem Ende zahlreiche Fragen.  Ein lang anhaltender Applaus bewies, dass Herr Böttge mit seinem Weg, DDR Geschichte durch die traurige Lebensgeschichte seines Bruders zu erzählen, großen Erfolg hatte und die Jugendlichen den Wert von Freiheit und Demokratie deutlich zu schätzen wissen.

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